Wie mit Rollstuhltennis Inklusion gelingt

Der TC Dinklage bietet auch diese Sportart an – und hat mit Elvis Fakic einen DeutschenMeister im Verein

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Irgendwann, das räumt Elvis Fakic ein, sei das Feuer einfach erloschen gewesen. Rund 10 Jahre lang spielte
der Rollstuhlbasketballer für die Baskets 96 aus Rahden in der 2. Bundesliga Nord und in der Bundesliga. Elvis Fakic trug auch das serbische Nationaltrikot, er nahm an drei Europameisterschaften für Serbien in der C und B-Division teil.

Dochmit der Geburt von Kind Nummer vier wollte Elvis Fakic sportlich einwenig kürzertreten, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Er wechselte zurück zu den Dragon Wheelers nach Quakenbrück, wo er als Rollstuhlbasketballer begann und jetzt seine Karriere ausklingen ließ. „Basketball hat mich einfach nicht mehr gereizt“, sagt er.

Parallel dazu verbrachte der 35-Jährige in den vergangenen Jahren auch mehr Zeit auf der Anlage des TC Dinklage. Seine beiden ältesten Söhne Sami (8) und Karim (6) sind talentierte Tennisspieler. Elvis Fakic, der seit einem unverschuldeten Autounfall mit 18 Jahren eine Querschnittslähmung hat und deswegen auf Rollstuhl und Gehhilfen angewiesen ist, interessierte sich mehr und mehr für die Sportart. Er wollte sie verstehen. Und irgendwann im vergangenen Jahr dachte der Lehrer: „Ich probiere das mal aus."Nicht Tennis, sondern Rollstuhltennis".
Mit Trainer Andreas Kolbeck gab’s im August 2022 die erste Trainingsstunde, „und ich habe gemerkt, dass ich das kann“, erzählt Elvis Fakic mit einem Lächeln. Er sei von Natur aus ohnehin motiviert und ehrgeizig, also blieb er am Ball. Aus einer Trainingsstunde pro Woche wurden zwischenzeitlich drei Einheiten binnen 7 Tagen. Mit dem Aufschlag habe er sich anfangs ein wenig schwer getan, räumt Elvis Fakic ein. Tennis sei eben ein technischer Sport. Die Schläge mit der Vorhand und Rückhand klappten dafür umso besser.

Das Training zahlte sich aus, Elvis Fakic spielte erfolgreich Turniere. Die Highlights gab’s im Juni bei den Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis: Der Dinklager wurde in der offenen Klasse – in der auch Sportler ohne Handicap mitspielen dürfen – Deutscher Meister im Doppel mit Markus Wasmund (Friedeburg) und Dritter im Einzel. Die Regeln im Rollstuhltennis sind mit denen im Tennis übrigens identisch. Einzige Ausnahme: Der Ball darf zweimal auftippen. Doch je stärker die Spieler sind, umso seltener passiert dies. „Aus taktischen Gründen vermeidet man es eigentlich, den Ball zweimal springen zu lassen“, erzählt Elvis Fakic.

Beim TC Dinklage sind sie jedenfalls mächtig stolz auf ihren Crack imRollstuhltennis. „Es ist
Wahnsinn,wie schnell sich Elvis so gut entwickelt hat“, sagt Trainer Andreas Kolbeck. Es sei natürlich ein riesengroßer Vorteil, dass sein Schützling vom Rollstuhlbasketball komme. Fahrerisch müsse er deshalb nichts mehr lernen.

Das Beispiel Elvis Fakic soll auch andere Menschen mit Handicap ermutigen, Rollstuhltennis beim TC Dinklage auszuprobieren. Wer Interesse hat, solle sich bei den Verantwortlichen melden, betonen Andreas Kolbeck und Robin Srur – das gelte ausdrücklich nicht nur für Dinklager. Den Trainern ist nämlich kein Verein in einem großen Umkreis bis nach Bremen und Hamburg bekannt, der Rollstuhltennis anbietet. Auch Elvis Fakic ermutigt Menschen mit Handicap, zum Racket zu greifen. „Rollstuhltennis ist für mich die Inklusionssportart Nummer eins.“ Er könne sich als Rollifahrer problemlos mit Fußgängern duellieren. Mit einem seiner besten Kumpels, Dr. Martin Hölzen, spiele er zum Beispiel regelmäßig. „Rollstuhltennis macht unheimlich viel Spaß, weil du permanent in Bewegung bist“, schwärmt Elvis Fakic.

Und wie sieht der Dinklager, ein offensiver Spieler, dessen Paradeschlag der Stopp ist, seine sportliche Zukunft? Er möchte künftig gerne Turniere spielen, bei denen er Punkte für die Weltrangliste sammeln kann. Ein Traum sei es, einmal bei einem Grand-Slam-Turnier aufzuschlagen, verrät Elvis Fakic.

Die nationale Spitze im Rollstuhltennis sei leistungsmäßig gar nicht so weit entfernt. Es gebe in Deutschland schließlich nur ein halbes Dutzend Profis, sagt Elvis Fakic und betont: „Ich bin Sportler, ich liebe den Wettkampf und möchte noch besser werden.“ Absolute Priorität werde aber immer die Familie haben. Und dort gibt ja noch zwei andere Mitglieder, die genauso gerne den Tennisball schlagen.

Text: Oldenburgische Volkszeitung 10. August 2023

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